Umbau des ehemaligen Bahnhofs Prag-Bubny zur Holocaust-Gedenkstätte hat begonnen
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Zwischen 1941 und 1945 wurden von diesem Bahnhof aus fast 50.000 tschechoslowakische Juden und Menschen, die nach den Nürnberger Gesetzen als Juden galten, deportiert

Nach jahrelangem Engagement hat der Umbau des ehemaligen Bahnhofs Prag-Bubny begonnen. An dieser Stelle entsteht das „Zentrum für Erinnerung und Dialog Bubny“, das die Erinnerung an die Opfer des Holocaust bewahren und zugleich ein lebendiger Ort des Austauschs und der Bildung sein soll.
Zwischen 1941 und 1945 wurden von diesem Bahnhof aus fast 50.000 tschechoslowakische Juden und Menschen, die nach den Nürnberger Gesetzen als Juden galten, deportiert. Von hier aus wurden sie in Ghettos in Łódź und Theresienstadt gebracht, die in vielen Fällen nur Zwischenstationen auf dem Weg in die nationalsozialistischen Vernichtungslager waren.
Die Planung des Umbaus geht auf einen Architekturwettbewerb zurück. Entworfen wurde das Projekt vom ARN STUDIO aus Hradec Králové unter Leitung von Jiří und Michal Krejčík. Dabei wird das ursprüngliche Bahnhofsgebäude erweitert und seine charakteristischen Merkmale als Zeugnis der Geschichte erhalten. Der bewusste Kontrast zwischen Alt und Neu soll die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im Hier und Jetzt fördern. Ziel der Revitalisierung ist es, nicht nur die Erinnerung an den Ort zu bewahren, sondern auch moderne Räumlichkeiten für eine kulturelle und pädagogische Einrichtung zu schaffen. Geplant sind unter anderem Ausstellungen, ein lebendiges Programm, eine Café und die Aufwertung des angrenzenden öffentlichen Raums, der direkt an die Wohngebiete von Holešovice und das sogenannte „Kleine Berlin“ anschließt.

„Das Zentrum für Erinnerung und Dialog Bubny (Centrum paměti a dialogu Bubny) steht für einen modernen Umgang mit kulturellem Gedächtnis in einem aktiven Verkehrsknotenpunkt“, erklärt Verkehrsminister Martin Kupka. „Der Bahnhof Prag-Bubny wird ein bedeutendes Verkehrsdrehkreuz bleiben, an dem täglich Züge fahren und Menschen zur Arbeit oder zur Schule eilen. Gerade inmitten dieses geschäftigen Alltags entsteht ein Raum zum Innehalten. Es ist kein Museum am Stadtrand, sondern ein lebendiges Mahnmal im Herzen des Lebens, das den Alltag mit historischer Reflexion verbindet.“
Der Bau des Bahnhofs Prag-Bubny begann 1866, um die Verbindung zwischen dem Bahnhof Prag-Dejvice über den Negrelli-Viadukt zum heutigen Masaryk-Bahnhof zu schaffen. Das heutige Bahnhofsgebäude entstand in den Jahren 1928 bis 1933 und war bis 2022 in Betrieb. Anschließend wurde mit einer umfangreichen Modernisierung der Strecke Prag-Bubny – Prag-Výstaviště begonnen, einschließlich des Neubaus eines modernen Bahnhofs näher an der Metrostation Vltavská.

Im März 2015 wurde neben dem Bahnhof das Kunstwerk „Tor der Unumkehrbarkeit“ des Bildhauers Aleš Veselý enthüllt – ein monumentales Symbol, das an die düstere Geschichte des Ortes erinnert und den Anstoß zur Gründung der Gedenkstätte gab. Das Kulturministerium richtete 2021 die Institution unter dem Namen „Mahnstätte der Stille“ ein. Im Herbst 2024 wurde die Leitung gewechselt und die Organisation in „Zentrum für Erinnerung und Dialog Bubny“ umbenannt. Die gemeinnützige Gesellschaft „Památník šoa Praha“ firmiert seitdem ebenfalls unter dem Namen „Mahnstätte der Stille“.
Im September letzten Jahres wurde in der Umgebung des Bahnhofs ein Fuß- und Radweg eröffnet, der die Straßen Veletržní und Dělnická verbindet. Der Weg ist Sir Nicholas Winton gewidmet, dem dort auch ein Wandbild mit Motiven geretteter Kinder von der Künstlerin Toy Box gewidmet ist.