Erster Quantencomputer Tschechiens in Ostrava gestartet
- Tschechien News

- 23. Sept.
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Das System trägt den Namen VLQ und ist im nationalen Supercomputing-Zentrum IT4Innovations installiert

In Ostrava wurde der erste tschechische Quantencomputer feierlich in Betrieb genommen. Das System mit dem Namen VLQ ist im Supercomputing-Zentrum IT4Innovations installiert und Teil einer europäischen Infrastruktur für Hochleistungsrechnen und Quantenforschung.
Mit einer feierlichen Zeremonie ist an der Technischen Universität Ostrava (VŠB-TUO) der erste tschechische Quantencomputer in Betrieb genommen worden. Zahlreiche hochrangige Gäste aus Politik, Wissenschaft und Diplomatie unterstrichen die Bedeutung dieses Meilensteins, der Tschechien auf die Landkarte der europäischen Quantenforschung setzt.
Das System trägt den Namen VLQ und ist im nationalen Supercomputing-Zentrum IT4Innovations installiert. Entwickelt wurde es im Rahmen des europäischen Konsortiums LUMI-Q, an dem 13 Partner aus acht Ländern beteiligt sind – darunter Tschechien sowie Belgien, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Norwegen, Polen und Schweden. Finanziert wurde das Projekt zu gleichen Teilen vom europäischen Verbund EuroHPC (Gemeinsames Unternehmen für europäisches Hochleistungsrechnen) und den LUMI-Q-Partnern – die Gesamtkosten belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro.

„Dieser Schritt stellt nicht nur für unsere Universität, sondern auch für Ostrava einen historischen Moment dar – die Stadt wird als Standort des ersten tschechischen Quantencomputers in die Geschichte eingehen“, sagte Universitätsrektor Igor Ivan.
Der VLQ soll vor allem die Forschung vorantreiben – von der Entwicklung neuer Medikamente und Materialien über die Optimierung von Verkehrsflüssen bis hin zu Anwendungen in Energieprognosen, Sicherheit und Verteidigung.
Der Rechner arbeitet nicht isoliert, sondern ist – wie andere Quantencomputer von EuroHPC JU – in die europäische Infrastruktur für Hochleistungsrechnen (HPC) eingebunden. In Ostrava ist er direkt mit dem Supercomputer Karolina verbunden, sodass klassische und quantenbasierte Berechnungen kombiniert werden können.

Technisch verfügt das System über 24 supraleitende Qubits, die in einer besonderen sternförmigen Topologie angeordnet sind. Diese Architektur verringert die Zahl der sogenannten „Swap-Operationen“ und steigert damit die Effizienz der Berechnungen. Geliefert wurde der Rechner vom finnischen Unternehmen IQM Quantum Computers.
Damit der Quantenchip arbeiten kann, muss er extrem tiefgekühlt werden: auf nur 0,01 Kelvin über dem absoluten Nullpunkt – kälter als im Weltraum. Das übernimmt ein aufwendig konstruierter Kryostat, der mit seiner glänzend-goldenen Form an einen riesigen Kronleuchter erinnert und rund 300 Kilogramm wiegt.
Der eigentliche Chip verbraucht nur sehr wenig Energie, im Bereich von Kilowattstunden. Der Großteil der benötigten Leistung entfällt auf die Kühlung – und selbst dieser liegt noch deutlich unter dem Energiehunger herkömmlicher Supercomputer.

EuroHPC-Chef Anders Jensen betonte in seiner Ansprache den gesamteuropäischen Charakter des Projekts: „Mit VLQ geht Europa einen entscheidenden Schritt beim Aufbau einer Spitzeninfrastruktur für Quantencomputing. Wir verbinden die Leistung von Supercomputern mit modernster Quantentechnologie und schaffen so Werkzeuge, die bisher unvorstellbare Lösungen ermöglichen.“
Ab Ende 2025 soll der Rechner regulär für Forschungsprojekte, Unternehmen und den öffentlichen Sektor in ganz Europa zugänglich sein.








