Drogenbericht 2024: Pervitin in Tschechien nach wie vor führend – neue Substanzen im Vormarsch
- Tschechien News

- 26. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Neben den „klassischen“ Suchtmitteln gewinnen neuartige synthetische Substanzen an Bedeutung

Anlässlich des Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr hat die Nationale Anti-Drogen-Zentrale Tschechiens Heute ihren Jahresbericht für 2024 vorgelegt. Die Analyse wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Vielfalt an Drogen, auf regionale Schwerpunkte der Produktion und Verteilung sowie auf neue Risiken im digitalen Raum.
Der tschechische Drogenmarkt wird weiterhin klar von Methamphetamin – besser unter dem Namen Pervitin bekannt – dominiert. Die Droge gilt als mit Abstand gefährlichstes Suchtmittel im Land – sowohl aus kriminalistischer, gesundheitlicher als auch sozialer Sicht. Produziert wird sie meist in improvisierten Kleinstlabors mit wenigen Hundert Gramm Ausstoß pro Durchlauf. Die zur Herstellung nötigen Präparate mit dem Wirkstoff Pseudoephedrin werden zumeist aus dem Ausland eingeführt.
Parallel dazu wächst das Interesse an Kokain. Durch massive Überproduktion in Südamerika gelangt die Substanz in großen Mengen über europäische Häfen nach Mitteleuropa. Die Preise bleiben dabei stabil, die Verfügbarkeit steigt.
Neue synthetische Drogen, illegale Labore und internationale Verflechtungen
Neben den „klassischen“ Suchtmitteln gewinnen neuartige synthetische Substanzen an Bedeutung. In Tschechien wurden erstmals illegale Produktionsstätten für sogenannte synthetische Cathinone wie Klefedron oder Mephedron entdeckt – kostengünstige Alternativen zu Pervitin, Kokain oder MDMA. Der Großteil dieser Substanzen ist für den Export bestimmt, vor allem nach Polen, wo sie sich zunehmender Beliebtheit erfreuen.
MDMA, besser bekannt als Ecstasy, bleibt hingegen fester Bestandteil der Club- und Partyszene. Immer häufiger werden auch Reinversionen der Substanz sichergestellt, die zur Tablettenherstellung weiterverarbeitet werden sollen.
Ein weiteres Feld mit wachsender Bedrohung: synthetische Opioide. Aufgrund eines drastischen Rückgangs der Opiumproduktion in Afghanistan befürchten Experten eine Zunahme extrem potenter Ersatzstoffe wie Fentanyl oder Nitazene – mit tödlichen Folgen. Bereits kleinste Mengen können letal wirken. Zwar wurden bislang in Tschechien keine entsprechenden Labore entdeckt, jedoch gibt es einzelne Todesfälle in Europa, die auf solche Substanzen zurückgeführt werden.
Grenzregionen als Hotspots – Prag am stärksten betroffen
Geografisch konzentriert sich das Drogenproblem auf größere Städte. Spitzenreiter bei Anzahl und Schwere der Drogendelikte ist Prag, gefolgt von den Regionen Mittelböhmen, Ústí nad Labem, Südmähren und Mährisch-Schlesien. Eine besondere Rolle spielen weiterhin die Grenzgebiete, insbesondere die Region Karlsbad, die als Umschlagplatz für Drogenexporte nach Deutschland gilt.
Kratom, HHC und Cannabis: Grauzonen und neue Herausforderungen
Der Konsum und Verkauf von Kratom – einer noch legalen Substanz – bereitet den Behörden zunehmend Sorgen. Auch im Bereich Cannabis herrscht Bewegung: Während legal erhältliche Produkte aus Industriehanf THC-Werte von bis zu einem Prozent aufweisen dürfen, verbreiten sich gleichzeitig semisynthetische Cannabinoide wie HHC, die inzwischen auf EU-Ebene verboten wurden. Tschechien plant, HHC offiziell auf die Liste verbotener Substanzen zu setzen – Derivate davon sind jedoch weiterhin als „zu überwachende psychoaktive Stoffe“ gelistet.
Onlinehandel und verschlüsselte Netzwerke: Die neue Drogenwelt
Der Drogenhandel verlagert sich zunehmend ins Internet. Kryptozahlungen, Lieferungen per Kurier oder über „tote Briefkästen“ sowie der Einsatz verschlüsselter Kommunikationsplattformen gehören inzwischen zum Alltag der Ermittler. Gruppen in sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten, mit teils Tausenden Mitgliedern, entstehen und verschwinden rasch. Unter den Beteiligten finden sich Dealer, Konsumenten – aber auch Betrüger, die statt Drogen lediglich Koffein, Kreatin oder gar nichts versenden.
Internationale Zusammenarbeit unerlässlich
Die Bekämpfung grenzüberschreitender Drogenkriminalität wäre ohne die enge Zusammenarbeit mit internationalen Strafverfolgungsbehörden kaum denkbar. Gerade bei Ermittlungen gegen global agierende Banden ist ein koordiniertes Vorgehen auf europäischer Ebene entscheidend.








