FŽO registriert Anstieg antisemitischer Vorfälle in Tschechien im Jahr 2024
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Die Zahlen stützen sich ausschließlich auf öffentlich zugängliche Quellen, die daher nur einen kleinen Ausschnitt der Realität abbilden

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in der Tschechischen Republik ist 2024 auf ein historisches Hoch gestiegen. Die Föderation der Jüdischen Gemeinden registrierte einen Anstieg von fast 9 % gegenüber dem Vorjahr. Experten warnen zugleich vor einer zunehmenden Normalisierung von Antisemitismus im öffentlichen Raum.
Die Föderation der Jüdischen Gemeinden in Tschechien (Federace židovských obcí v ČR | FŽO) hat im Jahr 2024 insgesamt 4.694 antisemitische Vorfälle registriert. Im Vergleich zu 2023, als 4.328 Fälle gemeldet wurden, entspricht dies einem Anstieg von 8,46 %. Langfristig betrachtet markiert diese Zahl einen historischen Höchstwert. Gleichzeitig hat sich aber der zuvor sichtbare steile Anstieg der Vorfälle wieder deutlich verlangsamt. Eine Analyse der statistischen Daten zeigt jedoch, dass die Schwere der antisemitischen Vorfälle nach den Ereignissen vom 7. Oktober 2023 dramatisch zugenommen hat.
Die erhobenen Daten stellen keinen vollständigen statistischen Überblick über alle antisemitischen Vorfälle im Jahr 2024 dar. Die FŽO stützt sich ausschließlich auf öffentlich zugängliche Quellen, die nur einen kleinen Ausschnitt der Realität abbilden. Die Zahl der registrierten Vorfälle hängt zudem davon ab, inwieweit Opfer und Zeugen bereit und in der Lage sind, antisemitische Vorfälle zu melden.

Petr Papoušek, Vorsitzender der FŽO, erklärte: „Auch Tschechien ist von einer weltweiten, explosionsartigen Welle des Antisemitismus betroffen, die unmittelbar nach dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 ausbrach. Der anschließende Krieg im Gazastreifen hatte entscheidenden Einfluss auf die Zahl und die Art der antisemitischen Vorfälle im Jahr 2024 und trug wesentlich zur Polarisierung der tschechischen Gesellschaft bei.
Antijüdischer Hass, insbesondere in Form von Dämonisierung und Delegitimierung des Staates Israel, wurde gesellschaftlich akzeptiert und dominierte laut dem FŽO Bericht die öffentliche Meinung. Ideologisch kam es zu einer zuvor nie dagewesenen Synergie von Rechts- und Linksextremismus, Islamismus und Desinformation, vereint durch die Israel-feindliche Rhetorik, die auf klassischen antisemitischen Motiven, Narrativen, Verschwörungstheorien und Mythen basiert.“
Antisemitisch motivierte Gewalt war in Tschechien bisher eher selten. Zwischen 2020 und 2023 wurden der FŽO lediglich zwei gewalttätige Angriffe gemeldet (2020, 2021). Das Jahr 2024 brachte mit vier Fällen physischer Angriffe einen neuen Rekord. Alle Vorfälle standen im Kontext von Reaktionen auf den Nahostkonflikt.

Petr Papoušek wies zudem auf einen besonders ernsten Vorfall hin: „Ende Januar 2024 kam es zu einem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Brünn. Das improvisierte Spreng- und Brandgerät versagte glücklicherweise. Die Polizei klassifizierte den Vorfall im Rahmen der anschließenden Ermittlungen als versuchten terroristischen Akt mit islamistischer Motivation.“
Trotz des Vorfalls bleibt Tschechien im Vergleich zu anderen Ländern und Regionen für die jüdische Gemeinschaft auch 2024 ein sicheres Land.
Die vollständige Jahresübersicht über antisemitische Vorfälle 2024 ist nun in digitaler Form auf der Webseite der FŽO verfügbar. Über ein Online-Formular können dort zudem Vorfälle mit möglichem antisemitischem Hintergrund gemeldet werden.








