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STEM-Umfrage: Tschechen zunehmend müde vom Ukraine-Krieg – Skepsis gegenüber Geflüchteten wächst

Mehrheit in Tschechien befürwortet Verbleib ukrainischer Geflüchteter, doch wirtschaftliche Sorgen nehmen zu

Foto: Daniele Franchi | Unsplash
Foto: Daniele Franchi | Unsplash

Tschechien zeigt sich weiter solidarisch mit Menschen aus der Ukraine – doch die Stimmung kippt langsam. Laut einer neuen STEM-Umfrage wächst die Skepsis in der Bevölkerung, viele empfinden die Zahl der Geflüchteten als zu hoch und befürchten wirtschaftliche Belastungen für das Land.


Die langanhaltende Belastung durch den Krieg in der Ukraine schlägt sich zunehmend in der Stimmungslage der tschechischen Bevölkerung nieder. Laut einer aktuellen Umfrage des Analyseinstituts STEM (Ústav empirických výzkumů) vom Juni befürwortet zwar weiterhin eine knappe Mehrheit die Aufnahme ukrainischer Geflüchteter, gleichzeitig wächst jedoch das Gefühl, dass das Land zu viele Menschen aufgenommen habe und die Unterstützung wirtschaftlich zur Last werde.


„Die grundlegenden Einstellungen – also Zustimmung zum Verbleib der Geflüchteten sowie die Wahrnehmung, ob sie eher eine Bereicherung oder ein Risiko darstellen – haben sich gegenüber früheren Erhebungen kaum verändert“, erklärt STEM-Analyst Jiří Táborský. „Gleichzeitig gibt es aber starke kritische Stimmen, vor allem getrieben von der Sorge, dass ukrainische Zuwanderung den Staatshaushalt übermäßig belastet. Sollte sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern und die Arbeitslosigkeit steigen, wäre mit deutlich mehr Konfliktpotenzial im Zusammenleben zu rechnen.“


Derzeit halten 52 Prozent der Befragten die tschechische Entscheidung, ukrainischen Geflüchteten Schutz zu gewähren, für richtig – nur zwei Prozentpunkte weniger als noch im Januar. 31 Prozent sehen die Ukrainer als Bereicherung für das Land, ein leichter Rückgang um drei Punkte.


Relativ stabil zeigt sich auch die Einschätzung der Integrationserfolge: Am positivsten bewerten die Befragten den Zugang der Ukrainer zum Arbeitsmarkt (51 Prozent Zustimmung), gefolgt von Sprachkenntnissen (36 Prozent). Deutlich schlechter fällt das Urteil über die kulturelle Integration aus – nur 27 Prozent sehen hier Fortschritte, ein Rückgang im Vergleich zu 35 Prozent im Januar. Ob es sich um einen Einmaleffekt oder einen Trend handelt, müsse sich erst in weiteren Befragungen zeigen, so die Analysten.


Eine mögliche Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt sehen die Menschen hingegen nicht. „Wer die Arbeitsmarktintegration positiv bewertet, empfindet die Geflüchteten in der Regel auch nicht als Bedrohung“, erklärt Táborský.


Gleichzeitig wird eine gewisse „Kriegsmüdigkeit“ deutlich: 40 Prozent der Befragten sagen, dass die Menschen in ihrem Umfeld die Ukrainer zwar tolerieren, aber ihrer Anwesenheit inzwischen überdrüssig sind. Am meisten Zustimmung findet die Aussage, dass Tschechien bereits zu viele Geflüchtete aufgenommen habe. Zudem glaubt eine Mehrheit, dass Ukrainer den Staatshaushalt stärker belasten, als sie beitragen – eine Wahrnehmung, die offiziellen Zahlen widerspricht.

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