Trotz Milliardenförderung: Tschechische Forschung hinkt in Europa hinterher
- Tschechien News

- 29. Juli
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Besonders kritisch, seit 2019 geht die Zahl der angemeldeten Patente zurück

Trotz milliardenschwerer Investitionen bleibt die Tschechische Republik im europäischen Vergleich ein Innovationsnachzügler. Eine aktuelle Überprüfung des Obersten Rechnungshofs zeigt, wo es in Forschung und Entwicklung weiterhin hakt – und warum sich am System grundlegend etwas ändern müsste.
Die Tschechische Republik investiert Milliarden in die Forschung – und hinkt trotzdem hinterher. Fast 30 Milliarden Kronen stellte der Staat zwischen 2021 und 2023 für Wissenschaft, Entwicklung und Innovation zur Verfügung, unter anderem über die Grantová agentura (GA ČR) und die Technologická agentura (TA ČR). Doch die ehrgeizigen Ziele der nationalen Innovationsstrategie – bis 2030 ein europäischer Innovationsführer zu werden – bleiben bisher unerreicht.
Das belegt eine aktuelle Überprüfung des Obersten Rechnungshofs (NKÚ). Die Prüfer zeichnen ein ernüchterndes Bild: Die Tschechische Republik zählt weiterhin nur zur Gruppe der „moderaten Innovatoren“ in der EU. Besonders kritisch: Seit 2019 geht die Zahl der angemeldeten Patente zurück.
Ein zentrales Problem: Die staatliche Unterstützung konzentriert sich kaum auf strategisch relevante Themenfelder – also auf jene Forschungsbereiche, die zur Lösung gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanter Herausforderungen beitragen könnten. Zudem arbeiten die beiden zentralen Förderagenturen GA ČR und TA ČR kaum zusammen. Zwar unterzeichneten sie bereits 2018 ein Memorandum zur besseren Kooperation und gründeten eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Doch bis März dieses Jahres konnte diese keine konkreten Ergebnisse vorweisen.
„Die mangelnde strategische Ausrichtung der Förderung und das Fehlen echter Zusammenarbeit haben wir schon bei einer Prüfung im Jahr 2017 kritisiert – ohne dass sich seither Wesentliches geändert hätte“, so Petr Neuvirt vom NKÚ. Dabei könnte eine effektive Verbindung von Grundlagen- und angewandter Forschung die Innovationskraft des Landes deutlich steigern.
Auch die Entwicklungen bei Patenten geben Anlass zur Sorge. Während im Jahr 2019 noch 113 Patente im Rahmen von TA ČR-geförderten Projekten entstanden, waren es 2023 nur noch 65 – ein Rückgang um 42 Prozent. Patente gelten jedoch als entscheidender Indikator für den Innovationsgrad eines Landes, da sie sowohl Schutz als auch wirtschaftliche Verwertung von Forschungsergebnissen ermöglichen.
Und auch bei der Qualität wissenschaftlicher Arbeiten sieht es nicht besser aus: Die Zitierhäufigkeit tschechischer Veröffentlichungen liegt nicht nur unter dem globalen, sondern sogar unter der Hälfte des europäischen Durchschnitts. Ein klares Zeichen dafür, dass viele Forschungsergebnisse international kaum wahrgenommen werden.
Ein weiteres Defizit betrifft die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Zwar fördert die TA ČR entsprechende Projekte – dennoch nimmt die finanzielle Beteiligung der Unternehmen ab: Lag sie 2017 noch bei 32 Prozent, fiel sie 2023 auf nur noch 23 Prozent. Die Unterstützung des Staates ist also gestiegen, die Eigenleistung der Industrie jedoch gesunken.
Trotzdem gibt es auch positive Entwicklungen. So wurde die Zahl der fördernden Institutionen von ehemals 22 auf nunmehr neun reduziert – ein Schritt hin zu mehr Effizienz. Und tatsächlich bestätigt der Rechnungshof, dass insbesondere die TA ČR über moderne Verwaltungsinstrumente und Know-how verfügt, um Förderprogramme effektiv abzuwickeln. Auch die Vergabe der Mittel erfolgte laut Bericht zweckmäßig, gesetzeskonform und transparent – ein Fortschritt im Vergleich zu früheren Jahren.
Am Grundproblem aber ändert das wenig: Das Fördersystem bleibt zersplittert, unkoordiniert und wenig strategisch ausgerichtet. Solange hier keine echte Strukturreform erfolgt, wird die Tschechische Republik ihre ambitionierten Innovationsziele kaum erreichen.








