Bewohner der neuen Hartigova Straße haben die Möglichkeit, ihre offiziellen Dokumente innerhalb der nächsten sechs Monate kostenlos auf den neuen Namen umzuschreiben
Seit dem gestrigen 1. Oktober trägt eine der bekanntesten Straßen in Prag, die Koněvova Straße, einen neuen Namen - Hartigova Straße. Diese Umbenennung dient als Hommage an Karel Hartig, den ersten Bürgermeister des unabhängigen Bezirks Žižkov und eine bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte dieses beliebten Prager Viertels.
Die etwa 5.000 Bewohner von Prag 3, die nun in der Hartigova-Straße leben, haben die Möglichkeit, ihre offiziellen Dokumente innerhalb der nächsten sechs Monate kostenlos auf den neuen Namen umzuschreiben. Detaillierte Informationen zur Aktualisierung dieser Dokumente finden sich auf der Webseite von Prag 3.
Die Initiative zur Umbenennung der Koněvova Straße wurde von einer engagierten Bürgergruppe in Žižkov ins Leben gerufen. Die Bemühungen dieser Gruppe erhielten zusätzlichen Auftrieb durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr. Die Entscheidung zur Umbenennung erfolgte auf Empfehlung der städtischen Kommission, die den Vorschlag ebenfalls befürwortete.
Die frisch umbenannte Hartigova Straße erstreckt sich über eine Länge von etwa 3,4 Kilometern und liegt vollständig im Bezirk Žižkov. Der Stadtrat der Hauptstadt Prag hatte im Juni den Antrag auf Umbenennung in Hartigova Straße genehmigt.
Im vergangenen Jahr führte Prag 3 eine Umfrage unter den Anwohnern der Koněvova Straße durch, bei der 3.689 Bewohner den Einschreibebrief annahmen und 944 von ihnen antworteten. Dabei sprachen sich 71 % gegen die Umbenennung aus. In einer breiter angelegten Online-Umfrage unter allen Bewohnern von Prag 3 sprachen sich die Teilnehmer jedoch für die Namensänderung aus.
Karel Hartig (1833-1905) war nicht nur ein tschechischer Patriot, sondern auch ein angesehener Bauunternehmer. Im Jahr 1876 wurde er der erste Bürgermeister des unabhängigen Žižkov, das damals unter dem Namen Královské Vinohrady bekannt war. Ein Jahr später schlug Hartig vor, das Dorf in Žižkov umzubenennen.
Die Koněvova Straße trug ihren Namen seit 1947. Marschall Iwan Stepanowitsch Konew (1897-1973) war ein russischer Militärführer und sowjetischer Marschall. Er spielte eine bedeutende Rolle am Ende des Zweiten Weltkriegs bei der Befreiung von Prag sowie Teilen Polens, Schlesiens und Sachsens. Allerdings war Konew auch in die blutige Niederschlagung des Aufstands in Ungarn verwickelt und wurde während des Baus der Berliner Mauer in Berlin stationiert.
Wenn ab heute die neuen Straßenschilder die Straßen von Žižkov schmücken, symbolisieren sie ein neues Kapitel in der reichen Geschichte dieses lebendigen und historisch bedeutsamen Viertels.