Prag wächst schneller als erwartet – Studie warnt vor Engpässen in Schulen und Pflegeheimen
- Tschechien News

- 30. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Eine neue Analyse liefert erstmals präzise Daten und Karten, die den Stadtplanern zeigen, wo zusätzliche öffentliche Einrichtungen notwendig werden

Bis zu 300.000 neue Einwohner könnten bis 2050 in Prag leben. Die Hauptstadt steht damit vor großen Herausforderungen, denn schon heute stößt die Infrastruktur in einigen Bereichen an ihre Grenzen.
Während in vielen Regionen Tschechiens die Bevölkerung schrumpft, steht Prag vor einer anderen Herausforderung: Die Hauptstadt wächst – und das rasant. Eine neue Studie des Instituts für Planung und Entwicklung der Hauptstadt Prag (IPR) prognostiziert bis 2050 einen Zuwachs von bis zu 300.000 Einwohnern. Die Analyse liefert erstmals präzise Daten und Karten, die den Stadtplanern zeigen, wo zusätzliche öffentliche Einrichtungen notwendig werden, damit Schulen, Arztpraxen oder Seniorenheime auch in Zukunft für alle erreichbar bleiben.
„Eine moderne Stadt sollte sich nach ihren realen Bedürfnissen entwickeln – und diese müssen durch verlässliche Daten belegt sein“, sagt Ondřej Boháč, Direktor des IPR. „Die Prognose zeigt uns, wo wir neue Schulen, Ordinationen oder Seniorenheime brauchen. Prag hält nun ein Instrument in den Händen, das ein intelligentes und nachhaltiges Wachstum ermöglicht.“
Aktuell leben rund 1,38 Millionen Menschen in Prag. Bis 2050 könnte diese Zahl auf 1,68 Millionen steigen – im Szenario eines besonders starken Wachstums sogar auf 1,9 Millionen. Mit dem Bevölkerungsplus steigen die Anforderungen nicht nur an Schulen und Gesundheitseinrichtungen, sondern auch an Bibliotheken, Gemeinschaftszentren, Spielplätze und andere Infrastrukturangebote.
Zwar gilt die Versorgung in vielen Bereichen bereits heute als gut – etwa bei Parks, Kinderspielplätzen oder Lebensmittelgeschäften. Doch gerade in wachsenden Vierteln wird zusätzlicher Bedarf entstehen.
„Prag ist eine der schönsten Städte der Welt, kein Wunder, dass sie dynamisch wächst“, sagt Petr Hlaváček, stellvertretender Oberbürgermeister für Stadtentwicklung. „Das bringt Chancen, aber auch große Herausforderungen. Wir müssen brachliegende Flächen in lebendige Stadtquartiere verwandeln, öffentliche Räume lebenswerter gestalten und vor allem mehr kommunalen Wohnraum schaffen, um die Wohnsituation zu verbessern.“
Die Studie zeigt aber auch deutliche Defizite: Manche Kapazitäten reichen schon heute nicht aus. Ohne rechtzeitige Erweiterungen drohen sich diese Engpässe bis 2050 deutlich zu verschärfen.
Besonders im Bildungsbereich drückt der Schuh. „Wir stocken die Schulkapazitäten laufend auf und suchen neue Flächen, auch gemeinsam mit den Stadtbezirken. Dennoch können wir den steigenden Bedarf derzeit nicht vollständig decken – unter anderem wegen des Zuzugs vieler Kinder aus Mittelböhmen und der Ukraine“, erklärt Antonín Klecanda, Bildungsstadtrat der Hauptstadt.
Hinzu kommt der demografische Wandel. Laut Prognose wird die Zahl der über 80-Jährigen bis 2050 um 79 Prozent steigen. Damit wächst der Bedarf an Pflegeplätzen, Hauskrankenpflege und Arztpraxen für Senioren erheblich.
„Der Trend ist seit Jahren sichtbar: Prag wächst und altert zugleich“, betont Alexandra Udženija, stellvertretende Oberbürgermeisterin für Soziales und Gesundheit. „Schon heute fehlt es an Pflegeplätzen und ambulanten sozialen Diensten. Der Ausbau stockt, weil Sozialleistungen auf staatlicher Ebene unterfinanziert sind und Bauprojekte wie neue Seniorenheime oft mehr als acht Jahre bis zur Fertigstellung brauchen.“
Die vollständige Studie ist öffentlich einsehbar. Über das Portal uap.iprpraha.cz/pov lassen sich interaktive Karten und Prognosen für Schulen, Seniorenheime, Gesundheits- und Kulturzentren bis auf Stadtteil- und Quartiersebene abrufen.








