Florenc erwacht zu neuem Leben: Prag stellt die Weichen für eine moderne Stadtentwicklung
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Von einem vernachlässigten Verkehrsknotenpunkt zur lebenswerten Stadtviertelvision

Die Prager Stadtverordneten haben grünes Licht für eine umfassende Neugestaltung des Gebiets rund um Florenc und den Masaryk-Bahnhof gegeben. Entstehen soll ein lebendiges Stadtviertel mit Wohnungen, öffentlichem Raum, Kunst und moderner Infrastruktur.
Auf ihrer Juni-Sitzung haben die Stadtverordneten zwei Änderungen des Flächennutzungsplans verabschiedet, die den Weg freimachen für eine umfassende städtebauliche Transformation mitten in der tschechischen Hauptstadt. Vorgesehen ist die Entwicklung eines lebendigen Stadtquartiers mit Wohnraum, öffentlichen Freiflächen, einer Kindertagesstätte und insgesamt fünf Kunstwerken im öffentlichen Raum. Im Gegenzug sichern Investoren der Stadt und den betroffenen Bezirken Prag 1 und Prag 8 finanzielle und materielle Leistungen im Wert von über 300 Millionen Kronen zu.
„Wir schaffen hier nicht nur neuen Wohnraum, sondern auch ein ganzes Stück lebenswertes Prag“, betont Petr Hlaváček, stellvertretender Oberbürgermeister für Stadtentwicklung. Besonders stolz ist er auf die in die Planungsvereinbarungen integrierte sogenannte blau-grüne Infrastruktur – darunter begrünte Dächer und nachhaltige Regenwassernutzung. Eine detaillierte Klimasimulation habe gezeigt, dass diese Maßnahmen die Hitzeentwicklung in dem dicht bebauten Gebiet wirksam eindämmen können. Auch mit Blick auf die städtische Bepflanzung setze man auf Qualität: neue Bäume sollen im Einklang mit den Prager Standards gepflanzt und bewässert werden.
Herzstück der nun beschlossenen Stadtentwicklungsmaßnahme sind die Planungsverträge mit den Investoren. Sie garantieren nicht nur zusätzliche städtische Wohnungen und großzügig gestaltete öffentliche Räume, sondern auch eine neue städtische Kita mit vier Gruppenplätzen in Prag 8 sowie weitere finanzielle Mittel zur Stärkung der kommunalen Infrastruktur. Allein für Prag 8 summieren sich die zugesagten Leistungen laut Bezirksvizebürgermeister Radomír Nepil auf rund 200 Millionen Kronen.

Ein besonderes Augenmerk galt dabei auch den architektonischen Qualitäten: Die künftige Bebauung orientiert sich an den Ergebnissen des internationalen städtebaulichen Wettbewerbs „Florenc 21“, an dem namhafte europäische und tschechische Architekturbüros teilgenommen haben. „Die neuen Quartiere entstehen nicht zufällig, sondern im Ergebnis offener und anspruchsvoller Planung“, betont Nepil.
Auch für die benachbarte Altstadt ist das Projekt von großer Bedeutung. „Für Prag 1 ist entscheidend, dass die finanziellen Mittel aus den Investorenvereinbarungen direkt in die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur fließen – davon profitieren nicht nur die Anwohner, sondern auch die vielen Besucher dieser zentralen Stadtlage“, erklärt Bezirksbürgermeisterin Terezie Radoměřská.
Dass die Fläche von Florenc überhaupt in das Blickfeld der Stadtplanung gerückt ist, hat strategische Gründe: Der Bereich liegt an der Schnittstelle von drei Stadtbezirken und bildet eine Verbindung zwischen der historischen Innenstadt und dem aufstrebenden Viertel Karlín. Die jetzigen Planungsänderungen sollen diese Stadtteile besser vernetzen und dabei eine moderne, urbane Struktur schaffen – geprägt von kurzen Wegen, Durchlässigkeit, Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur.

Die Änderungen des Flächennutzungsplans wurden im Vorfeld mit der Öffentlichkeit, den betroffenen Stadtteilen und weiteren relevanten Institutionen abgestimmt.
Für Hlaváček ist das Projekt ein Paradebeispiel für die Prager Methodik zur Beteiligung von Investoren an der Stadtentwicklung. „Stadtwachstum kann und muss einen öffentlichen Mehrwert schaffen – sei es in Form von Infrastruktur, leistbarem Wohnraum oder sozialer Ausstattung“, sagt er.
Nicht zuletzt stellt sich im Zuge der Entwicklung auch die Frage nach der Zukunft des bestehenden Busbahnhofs. Die Stadt hat die Verkehrsgesellschaft ROPID und das Stadtplanungsinstitut IPR beauftragt, ein Konzept für die zukünftige Organisation des Fernbusverkehrs zu erarbeiten. Dabei soll auch geprüft werden, ob Florenc weiterhin als Standort geeignet ist oder ob es Alternativen gibt.