Touristenfalle oder Rufschädigung? Prager Videoblogger Honest Guide muss vor Gericht
- Tschechien News

- 7. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Im Mittelpunkt steht eine Reportage, in der Rubeš und sein Partner Honza Mikulka von ihren Erfahrungen in einem Lokal berichten

Der Prager Videoblogger Janek Rubeš muss wegen eines kritischen Videos über ein Restaurant nahe der Prager Burg vor Gericht. Die Betreiberin wirft ihm Rufschädigung vor – und fordert Entschädigung in sechsstelliger Höhe.
Seit Jahren sind die Prager Videoblogger Honest Guide, alias Janek Rubeš und Honza Mikulka, für ihre Enthüllungen über überteuerte Dienstleistungen und fragwürdige Geschäftspraktiken im Zentrum der tschechischen Hauptstadt bekannt. Auf ihrem YouTube-Kanal Kluci z Prahy sowie der englischen Version Prague Honest Guide decken sie sogenannte „Touristenfallen“ auf. Nun muss Rubeš selbst vor Gericht: Eine Restaurantbetreiberin nahe der Prager Burg fühlt sich durch eines ihrer Videos geschädigt und hat Klage eingereicht.
Im Mittelpunkt steht eine Reportage, in der Rubeš und Mikulka von ihren Erfahrungen in dem Lokal berichten. Sie wurden durch Zuschauerhinweise und negative Onlinebewertungen darauf aufmerksam. Im Video kritisieren sie unter anderem, dass keine Speisekarte gereicht wurde – und dass sie bei einem früheren Besuch des Hauses verwiesen wurden. Das Lokal bezeichnen sie als „Touristenfalle“.
Bier aus der Plastikflasche statt frisch gezapft?
Brisant ist eine Szene, in der zu sehen ist, wie Bier aus einer Plastikflasche in Masskrüge gefüllt wird – obwohl das Lokal über eine Zapfanlage verfügt und mit einer bekannten Marke wirbt. Ein Hinweis auf die Herkunft des Bieres fehlt. Die zentrale Frage: Wurden Gäste getäuscht und durften sie davon ausgehen, frisch gezapftes Bier zu erhalten?
Rubeš äußert sich im Video zurückhaltend: „Aus meiner Sicht ist das ungewöhnlich, vielleicht fragwürdig – aber nicht illegal.“ Trotzdem bleibt er bei seinem Urteil: Die Preise seien hoch, die Qualität enttäuschend – und das Lokal daher eine klassische Touristenfalle.
Klage wegen Verleumdung
Die Betreiberin sieht das anders. Nach einer Aufforderung, das Video zu löschen, reichte sie Klage ein. Ihr Vorwurf: Die Darstellung vermittele, dass in ihrem Lokal „getrickst und Touristen betrogen“ würden. Sie fordert die Entfernung des Beitrags, eine öffentliche Entschuldigung sowie eine Entschädigung in Höhe von mehreren Hunderttausend Kronen.
Rubeš zeigt sich wenig überrascht: Er stehe weiter zu seinen Aussagen. „Ich finde, es ist eine Touristenfalle. Wie man das vor Gericht diskutieren will, ist mir unklar“, sagte er. Die Preisgestaltung – etwa 330 Kronen für einen Liter Bier – überlasse er dem Urteil der Zuschauer.
Transparenz als Prinzip
In einem Video äußerte sich Rubeš zur Klage. Ziel sei es nie gewesen, Einzelpersonen gezielt zu schädigen. Man wolle auf Missstände im touristischen Zentrum hinweisen. Das Verfahren will er offen begleiten. „Ich habe großen Respekt vor dem Gericht – jede*r sollte das Recht haben, sich zu wehren“, so Rubeš. Zugleich sei es wichtig, Menschen zu ermutigen, problematische Erfahrungen öffentlich zu teilen – ohne Angst vor Konsequenzen.








