Sommer, Sonne – und Bier am Lenker: Ein gefährlicher Trend auf Tschechiens Radwegen
- Tschechien News
- vor 7 Tagen
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Viele Radfahrer vergessen, dass in Tschechien – ebenso wie in der Slowakei – eine strikte Null-Toleranz-Regel für Alkohol im Straßenverkehr gilt

Radfahren und Bier – für viele Tschechen gehört das im Sommer einfach zusammen. Doch was harmlos klingt, hat oft schwere Folgen: Jeder vierte Fahrradunfall in Tschechien wird unter Alkoholeinfluss verursacht.
Ein sonniger Tag, volle Radwege und ein kühles Bier in der Hand – für viele Tschechen gehört das einfach zusammen. Doch was für manche nach unbeschwerter Sommertradition klingt, endet nicht selten im Krankenhaus. Mehr als ein Viertel aller Fahrradunfälle in Tschechien gehen laut Statistik auf das Konto alkoholisierter Radfahrer – bei E-Bikes und E-Scootern liegt der Anteil sogar noch höher. Trotz der in Tschechien geltenden Null-Promille-Grenze ignorieren viele diese Vorgabe. Die Folge: schwere Verletzungen und dutzende Tote jedes Jahr.
„Radfahren nach zwei oder drei Bier mag harmlos erscheinen. Aber ein alkoholisierter Radfahrer hat laut Studien ein bis zu 20-mal höheres Unfallrisiko als ein betrunkener Autofahrer“, warnt Jan Polák vom Tým silniční bezpečnosti (Team für Verkehrssicherheit). Allein im Jahr 2023 war bei 28 Prozent der durch Radfahrer verursachten Unfälle Alkohol im Spiel – bei E-Bikes sogar in 32 Prozent der Fälle, bei E-Scootern erschreckende 41 Prozent. In mehr als der Hälfte dieser Unfälle hatten die Beteiligten über 1,5 Promille im Blut – das entspricht etwa vier bis fünf Bieren.

Radfahrer sind Verkehrsteilnehmer – mit allen Pflichten
Was viele vergessen: Auch Radfahrer gelten rechtlich als Fahrzeugführer – egal, ob auf dem Weg zur Arbeit oder bei einer entspannten Tour durchs Grüne. „Für sie gelten dieselben Regeln wie für Autofahrer“, erklärt Markéta Novotná vom Team für Verkehrssicherheit.
Null-Promille-Grenze – und das aus gutem Grund
Anders als etwa in Deutschland, wo Radfahren mit bis zu 1,6 Promille erlaubt ist, oder in Österreich mit bis zu 0,8, gilt in Tschechien (wie auch in der Slowakei) eine klare Null-Toleranz-Regel. „Jede Zehntel-Promille erhöht das Risiko. Es ist gut, dass wir das so ernst nehmen“, sagt Polák. Auch die Sanktionen wurden verschärft: Seit Anfang 2024 drohen Radfahrern bei Alkoholkonsum Bußgelder von 7.000 bis 25.000 Kronen – wer einen Atemtest verweigert, riskiert sogar bis zu 75.000 Kronen Strafe. Und das auch dann, wenn keine konkrete Gefahr oder ein Unfall vorliegt.
Aufklärung statt Unfall: Verantwortung beginnt am Lenker
Das Projekt Na kole jen s přilbou („Nur mit Helm aufs Rad“), unterstützt von der Polizei und der tschechischen Bergrettung, will das Bewusstsein für Verantwortung im Straßenverkehr schärfen. „Ein Bier nach der Tour? Kein Problem – aber bitte das Rad danach schieben. Gerade im heutigen Straßenverkehr ist es unverantwortlich, alkoholisiert aufs Rad zu steigen. Wer betrunken stürzt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere – ob Autofahrer, Fußgänger oder Kinder“, mahnt Polák.
Der Appell ist klar: Alkohol und Fahrrad – das passt einfach nicht zusammen. Nicht bei fünf Bier. Nicht bei einem.