Reporter ohne Grenzen eröffnet in Prag erstes Büro in Mittel- und Osteuropa
- Tschechien News

- 15. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Der neue Standort in Prag soll künftig als regionales Zentrum zur Unterstützung von Journalisten in der Region dienen

Reporter ohne Grenzen stärkt seine Präsenz in Mittel- und Osteuropa: Die Organisation hat in Prag ihr erstes Büro in der Region eröffnet. Von dort aus will RSF die Pressefreiheit in Ländern wie Polen, Ungarn und den Balkanstaaten noch gezielter verteidigen.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat am Dienstag, dem 14. Oktober, ihr erstes Büro in Mittel- und Osteuropa eröffnet. Der neue Standort in Prag soll künftig als regionales Zentrum zur Unterstützung von Journalisten in der Region dienen. Die Eröffnungsveranstaltung mit dem Titel «Journalismus am Wendepunkt» fand im Rahmen der Konferenz Forum 2000 zu Menschenrechten statt.
Geleitet wird das Büro von Pavol Szalai, der bislang das Referat Europäische Union und Balkan am RSF-Hauptsitz in Paris verantwortete. Sitz der neuen RSF-Niederlassung in Prag ist im Gebäude der Tschechischen Presseagentur (ČTK) in der Opletalova-Straße. Mit der Eröffnung verfügt RSF nun über insgesamt 15 Büros und Sektionen weltweit.

„Mit unserem neuen Büro in Prag können wir mutige Medienschaffende in Mittel- und Osteuropa noch gezielter unterstützen“, sagte Ulrike Gruska, Vorstandsmitglied der deutschen RSF-Sektion, bei der Eröffnung. „Das ist angesichts des wachsenden Einflusses populistischer Parteien nötiger denn je – nicht nur in Tschechien. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit wird die Analyse russischer Desinformationskampagnen sein, die das Vertrauen in demokratische Institutionen untergraben sollen – ein Problem, das auch uns in Deutschland unmittelbar betrifft.“
Sorge um Medienfreiheit in Tschechien
Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit belegt Tschechien zwar den zehnten Platz, doch die politische Entwicklung bereitet Beobachtern Sorgen. Die populistische Partei ANO von Andrej Babiš ging Anfang Oktober als klare Siegerin der Parlamentswahl hervor. Damit wächst laut RSF die Befürchtung, das Land könne in eine Phase zurückfallen, in der Babiš als Premierminister (2017–2021) unabhängige Medien unter Druck setzte – während er zugleich als Eigentümer mehrerer Verlagshäuser in Interessenkonflikte geriet.
Kritisch sieht RSF auch den Vorschlag von Babiš, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk künftig direkt aus dem Staatshaushalt zu finanzieren. Eine solche Änderung könnte die redaktionelle Unabhängigkeit der Sender gefährden und sie stärker politischen Einflüssen aussetzen.

Regionales Zentrum für Pressefreiheit
Das Prager RSF-Büro soll künftig Verstöße gegen Pressefreiheit und das Recht auf Information in Mittel- und Osteuropa dokumentieren und öffentlich machen. Zudem wird es verfolgte Journalisten unterstützen. Zuständig ist das Büro für die baltischen Staaten, die Visegrád-Länder Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn, ebenso wie für den Balkan, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und die aktuellen EU-Beitrittskandidaten.
Das neue RSF-Büro in Prag wurde mit Unterstützung des tschechischen Präsidenten Petr Pavel eröffnet. Seznam.cz und die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen unterstützen den Betrieb des Büros.








