Laut einer Untersuchung hat jede dritte Frau und jeder zehnte Mann in Tschechien Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt
Haben Sie schon einmal belästigende Bemerkungen, unangenehme Blicke, vulgäre Gesten oder unaufgeforderte Berührungen in öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt? Wenn ja, dann haben Sie möglicherweise sexuelle Belästigung erfahren. Laut einer Untersuchung der Abteilung für Geschlechtergleichstellung des Regierungsbüros hat jede dritte Frau und jeder zehnte Mann in Tschechien Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt. Besorgniserregend ist, dass ein Drittel der Personen, die Zeuge solcher Vorfälle wurden, nicht reagiert hat.
Die neue Kampagne in Prag mit dem Titel „Obtěžování do MHD nepatří“ (Belästigung gehört nicht in öffentliche Verkehrsmittel) hat zum Ziel, die Öffentlichkeit über die unterschiedlichen Formen der Belästigung aufzuklären und effektive Methoden aufzuzeigen, wie Unbeteiligte in solchen Situationen eingreifen können.
„Es ist wichtig, dass wir klarmachen, welches Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht akzeptabel ist und dass es in Ordnung ist, sich gegen Belästigung auszusprechen“, erklärt Zdeněk Hřib, der stellvertretende Bürgermeister für Verkehr.
Eine Möglichkeit, zu helfen, besteht darin, die Person, die die Grenze überschreitet, direkt anzusprechen, etwa mit den Worten: „Hör auf!“ oder „Das ist nicht in Ordnung!“. Das erfordert zwar Mut, kann aber effektiv sein. Falls wir uns dazu nicht in der Lage fühlen, können wir stattdessen die belästigte Person direkt ansprechen, etwa mit: „Geht es Ihnen gut? Kann ich Ihnen helfen?“. Wenn wir den Konflikt nicht direkt ansprechen möchten, kann auch eine Ablenkung hilfreich sein. Schon eine kleine Unterbrechung kann der betroffenen Person oft den nötigen Raum verschaffen, um sich aus der Situation zu befreien. Fragen wie „Wie spät ist es?“ oder „Fährt diese Straßenbahn zur Šumavská Straße?“ können in solchen Momenten unterstützend wirken. Es gibt immer eine Möglichkeit, jemandem in einer schwierigen Situation zu helfen.
Anna Hrábková von der Organisation Konsent, die die Kampagne mitgestaltet hat, betont: „Wir wollen zeigen, wie Belästigung aussieht, und ermutigen, sich zu melden, wenn man etwas sieht, das nicht in Ordnung ist. Die Kampagne soll helfen, Belästigung zu erkennen und zu verhindern.“
Die Kampagne läuft von Mitte August bis Mitte September und ist auf städtischen Plakatwänden, an Haltestellen sowie in Bussen und Straßenbahnen der Hauptstadt Prag zu sehen. Neben den Plakaten wird über QR-Codes auf eine Webseite (CZ) verwiesen, die Tipps für das Eingreifen sowie eine Möglichkeit zur anonymen Berichterstattung bietet.
Radan Šafařík, Direktor der Abteilung für Geschlechtergleichstellung, weist auf alarmierende Umfrageergebnisse hin: „Ein Viertel der Frauen fühlt sich beim Reisen nicht sicher vor sexueller Belästigung. Es ist entscheidend, dass wir gemeinsam gegen diese Missstände vorgehen und die Verantwortung nicht den Opfern zuschieben.“
Petr Tomčík, Direktor von ROPID, betont: „Diese Kampagne soll Menschen ermutigen, nicht gleichgültig zu bleiben. Mit einfachen Tipps möchten wir den Fahrgästen helfen, sicher und ohne Angst zu reagieren.“
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