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Ein Gaslieferstopp bedroht 40 % der produzierenden Unternehmen im Kern ihrer Geschäftstätigkeit

Nur 11 % der Unternehmen haben ausreichend Informationen über das Szenario eines Gaslieferstopps

Foto: MND Energy Storage


Das Industrieland Tschechien ist beim Energieträger Gas fast zu hundert Prozent von russischen Lieferungen abhängig. Im Falle eines plötzlichen Gaslieferstopps wäre ein Viertel der hiesigen Unternehmen „existenziell“ oder „sehr stark“ in seiner Geschäftstätigkeit bedroht, beim produzierenden Gewerbe sogar bis zu 40 Prozent der Firmen. Das ergab die aktuelle Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer. Die Unternehmen fühlen sich nicht ausreichend informiert, fast zwei Drittel fordern von der Regierung, zügig einen Plan für eine transparente Gaspriorisierung vorzulegen.


Die Industrie in Tschechien hat mit 28,3 % den größten Anteil Gasverbrauch, gefolgt von den Haushalten mit 25 %. Bei einem Ausfall der Versorgung wären große Unternehmen ab 250 Beschäftigten laut Umfrage existenziell am stärksten gefährdet. Als konkrete Folgen eines Gasausfalls fürchten die Unternehmen am meisten den Ausfall von Warenlieferungen und Dienstleistungen (33 %), den Produktionsrückgang (29 %) und den Nachfragerückgang (28 %).


Die Unternehmen versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die Handlungsfähigkeit sicherzustellen: 31 % haben bereits einen eigenen Notfallplan entwickelt oder bereiten ihn gerade vor, beim verarbeitenden Gewerbe sogar 40 %. Ein Viertel der Unternehmen bemüht sich bereits um einen Übergang zu alternativen Energiequellen wie Strom.


Allerdings ist diese Lösung nicht für alle Unternehmen und Regionen möglich. CEO Uwe Hengstermann sieht im Falle eines Gaslieferstopps für sein Unternehmen, den Automotive Zulieferer Borgers CS aus Rokycany, eine existenzielle Bedrohung:


„Ein Gaslieferstopp würde bei der Firma Borgers zu großen Problemen führen, da für wesentliche Teile unserer Produktion Erdgas als Prozesswärme benötigt wird. Zwar lassen sich diese Prozesse auf Strom umstellen, aber das wäre mit hohen Investitionen verbunden und benötigt entsprechend Zeit für die Umsetzung. Ein Stopp der Gaslieferungen hätte somit Produktionsausfälle zur Folge, die für Borgers existenzbedrohend wären.“


Mit mehr als 3.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von fast 6 Mrd. CZK ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber in der Region Pilsen und liefert Teile beispielsweise für den Škoda Enyaq iV.


Nur 11 % der Unternehmen haben ausreichend Informationen über das Szenario eines Gaslieferstopps. Das Bemühen handlungsfähig zu bleiben, zeigt sich auch in der Forderung an die Regierung, zügig einen Plan für eine transparente Gas-Priorisierung vorzulegen (61 %) und den schnellen Umstieg der Unternehmen auf andere Energiequellen zu fördern (56 %).


„Dass Russland von heute auf morgen die Gaslieferungen in wichtige europäische Abnehmerländer stoppt, ist keine Science-Fiction, sondern ein Szenario, das in Polen oder Bulgarien bereits Realität ist. Die Regierung muss daher zügig einen Plan für eine transparente Gas-Priorisierung vorlegen, damit sich die Verunsicherung der Unternehmen nicht noch vergrößert“, erklärt der geschäftsführende DTIHK-Vorstand Bernard Bauer.


Nach Aussagen des tschechischen Ministeriums für Industrie und Handel gibt es derzeit für dieses Szenario praktisch keine Lösung, es droht eine teilweise „Abschaltung“ der für Tschechiens Wirtschaft systemrelevanten Industrie.



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